Irgendwann ist immer der letzte Moment ....
.... der letzte gemeinsame Kaffee .... der letzte gemeinsame Sonnenuntergang .... das letzte Foto von Dir ...
Der Tod ist für uns alle ein schwieriges Thema - aber der Tod gehört mitten in unser Leben. Die Angst vor dem Tod hat mich dazu gebracht, dass ich mich auf die Suche begeben habe, ob es nicht vielleicht doch etwas über den Tod hinaus gibt. Ich konnte mich mit der Endgültigkeit des Todes nicht abfinden. Schon als kleines Kind hatte ich das Gefühl, dass es etwas über den Tod hinaus geben muss. Deshalb entschied ich mich Rückführungen zu machen - doch das war nur der Anfang in eine Welt, die wir mit unserem Verstand nicht greifen können.
Heute blicke ich voller Dankbarkeit zurück, dass ich diesen Weg gegangen bin. Es hat mir so viel Kraft gegeben meinen Vater in seinen letzten Stunden begleiten zu können. In Rückführungen sieht man auch seinen eigenen Tod. Ich spürte immer sehr stark, wie wichtig es für mich war, dass ich nicht allein war, wenn ich aus meinem Körper gehe. Ich spürte auch die Traurigkeit der Hinterbliebenen und dachte, dass sie nicht traurig sein müssen. Es ging mir immer gut auf der anderen Seite. Mir hat es die Angst vor dem eigenen Tod ein Stück genommen. Und es hat mir die Gewissheit gegeben, dass mein Vater genau weiß, dass ich da bin, wenn er aus seinem Körper geht - auch wenn er im Koma lag.
Als er noch bei Bewusstsein war, da habe ich die Angst in seinen Augen gesehen. Es war so schmerzhaft für mich zu sehen, wie viel Angst er hatte. Ich sagte ihm die ganze Zeit, dass er keine Angst haben muss. Es machte mir irgendwie bewusst, wie wichtig es ist, sich schon vorher mit der anderen Welt zu verbinden - ein Stück sich vorbereiten für den Übergang in die andere Welt. Doch wir haben diese Verbindung verloren, weil wir nicht mehr an unsere spirituelle Seite glauben. Die Seite, die ich in den letzten Jahren wiedergefunden habe. Eine Seite, die mir jetzt die Kraft gibt um mit meinem tiefen Schmerz des Verlustes gut umgehen zu können. Ja, es ist wirklich sehr schmerzhaft einen Menschen, den man so sehr liebt nicht mehr körperlich umarmen zu können. Aber es ist ein großer Trost ihn in meinem Herzen spüren zu können und zu wissen, dass sein spirituelles Wesen noch voll und ganz da ist.
Es ist auch ein großes Geschenk, dass ich kurz vor seinem Tod spürte nochmal mit meinen Eltern zu verreisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon das Gefühl, dass er mit einem Bein auf der "anderen Seite" steht. Natürlich hätte ich nie gedacht, wie schnell sich mein Gefühl bewahrheitet. Und so sind die letzten Bilder von meinem Vater ein großer Schatz für mich. Gleichzeitig sind sie auch für mich die Erinnerung, dass es irgendwann auch von mir ein letztes Bild geben wird.
Als mein Vater starb fingen die Blumen gerade an zu blühen. Die Natur blühte auf und ein Teil von mir starb gerade. Es war ein heftiger Gegensatz und gleichzeitig eine Erinnerung an unsere eigenen Natur. Vielleicht hat es mich deshalb auch so sehr inspiriert zum Abschied meines Vaters ein Gedicht zu schreiben. Etwas, was ich hier teilen möchte. Ein Stück weit frage ich mich, ob es hier her gehört? Doch heute zum Todensonntag, 24. November 2024, wird mir sehr bewusst, dass ich den Mut haben möchte mich zu öffnen.
Mein Herzenswunsch ist es, dass wir nicht vergessen, dass wir spirituelle Wesen sind. Es lässt uns das Geschenk des Lebens anders sehen - und es lässt uns ein wenig Angst vor dem Tod nehmen. Vielleicht geben euch meine Worte auch den Impuls Fotos mit euren Eltern oder Großeltern zu machen. Ich habe selbst schon einige Fotoserien machen dürfen, wo kurz darauf jemand gestorben ist und ich weiß, wie wertvoll die Bilder für sie sind. So wertvoll wie jetzt die letzen Fotos von meinem Vater für mich sind.
Ja, ich würde mich mit meiner Trauer um meinen Vater eigentlich auch gern verstecken. Vielleicht gibt er mir gerade von der anderen Seite die Kraft und den Mut, dass ich mich nicht verstecke um anderen auch den Mut zu geben ganz offen zu trauern und den Tod wieder Mitten in unser Leben zu holen. Es wäre so schön, wenn wir es wieder schaffen anders damit um zugehen. Jemand im Sterbeprozess zu begleiten hat auch eine sehr schön Seite. Es hat so viel Frieden in sich und wir LEBEN das Leben dadurch auch wieder ein Stück anders. Mein Vater hatte bei seinem letzten Atemzug ein Lächeln im Gesicht - er hatte Frieden.
Mein Vater wird unvergessen sein. Er lebt weiter in meinen Geschichten, meinem Herzen, meinen Erinnerungen - genau wie alle anderen Ahnen. Jeder von uns wird unvergessen sein ...